Vorsicht, nasser Hund!
Unser Abenteuer begann an einem sonnigen Freitag, dem 29. September, geprägt von Vorfreude und Spannung. Ich hatte mich zusammen mit einer Gruppe von Dummy-Enthusiasten für ein zweitägiges Seminar am Wasser verabredet.
Unsere bunt gemischte Truppe bestand neben Dale aus einem weiterem Toller, drei Working Cocker, einem Welsh Springer Spaniel, einem Englisch Springer Spaniel und einer Chesapeake Bay Retriever Hündin. Was für eine vielfältige und interessante Gruppe!
Der Freitagabend stand ganz im Zeichen des Kennenlernens und gemeinsamen Genießens. Im Hotelrestaurant trafen wir einen Teil der Teams bereits zum Abendessen. Zwischen lebhaften Gesprächen und köstlichen Speisen spürte man die gemeinsame Begeisterung und das Knüpfen neuer Freundschaften. Nach einem langen Tag voller Erwartungen und freudigem Austausch sanken wir schließlich müde, aber zufrieden in unsere Betten.
Unser Trainingsgelände
Am Samstagmorgen, nach einem kräftigenden Frühstück, fuhren wir zum Übungsteich. Unsere Wartezone war schnell eingerichtet, mit bequemen Sitzgelegenheiten für uns Menschen und gemütlichen Liegeplätzen für unsere Hunde.
Es gab eine Austauschrunde zu den Wünschen und Trainingszielen der einzelnen Teams.
Meine Wünsche fürs Training:
Zu überprüfen, wie gut er ruhig bleibt, wenn andere Hunde am Wasser arbeiten.
Aufgrund des großartigen Geländes unbedingt auch das Arbeiten über Wasser zu üben.
Ruhe zu trainieren: In der Wartezone, unter dem Tisch im Restaurant oder zeitweise allein im fremden Hotelzimmer.
Anschließend wurde die Reihenfolge für den Tag festgelegt, und die Spannung stieg. Dale und ich, als letztes Team angesetzt, hatten sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag reichlich Zeit, uns auf unser Training vorzubereiten. Diese Wartezeit nutzten wir, um unsere Fähigkeiten im geduldigen Warten – oder besser gesagt, im professionellen Langweilen – zu perfektionieren. Eine ideale Gelegenheit, um für das bevorstehende Training am Wasser mental aufzuladen
Dale sehr konzentriert beim Warten.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die kompletten Aufgaben vom Samstag gar nicht mehr im Detail behalten habe. Warum, verdammt, hatte ich mir keine Notizen gemacht? Der tolle Start am Samstag wurde einfach vom Sonntag noch getoppt.
Hier ein kleiner Schwenk über unser Gelände am Wasser.
Tag 1 - Vormittag
Dale startete am Samstagvormittag mit einer Suche im Wasser. Oder zumindest war Dale dieser Auffassung.
Ines und ich hatten zwar eigentlich geplant, dass er ein längeres Voran parallel am Wasser arbeitet. Doch als er dort entlanglief, bekam er Wind von einem Dummy im dichteren Bewuchs an der Wasserkante. Kurzerhand wurde die Aufgabe umgestellt und Dale richtig herausgefordert, wenn er schon selbst wählt.
Suche am und im Wasser. Startpunkt Hund (H) und Mensch (M) und die Wartezone (WZ). Die WZ blieb die gesamten zwei Tage identisch.
Der Bewuchs im Uferbereich war voll von Brombeeren und Gestrüpp. Dale suchte mit guter Nase vom Wasser aus die Uferböschung ab und fand zügig. Es war schön, ihn bei der Arbeit zu sehen. Mit welchem Verstand und welcher Ruhe er die Dummys heimbrachte. Ein Dummy war beim Auslegen am gegenüberliegenden Ufer so richtig in die Brombeeren gefallen. Dale und ich umrundeten das Wasser und suchten erst vom Weg oberhalb. Irgendwann hatte Dale das Dummy wahrgenommen. Nun musste er dessen noch habhaft werden. An einer Birke ging es einigermaßen gut runter ans Wasser und er erarbeitete sich das Dummy dann von der Wasserseite. Mit der Beute durchschwamm er dann das Wasser zurück an den Startpunkt (H, M) und ich flitzte um das Wasser zurück, um ihn dort in Empfang zu nehmen.
Wenn Dale sprechen könnte, würde er wohl sagen, dass er stolz auf sich war. Und ich natürlich auch.
Zeit für eine Mittagspause! Das Picknick wurde uns morgens vom Hotel mitgegeben und war perfekt. Nach der Mittagspause hieß es dann für Dale und mich wieder entspannen, ehe wir als letztes Team nochmals arbeiten durften.
Tag 1 - Nachmittag
Am Nachmittag wollte ich nun, nach Dales Eigenintiative am Morgen definitiv noch seine Fähigkeit zum Arbeiten ausserhalb des Wassers üben.
Es gab ein paar kleine Übungen zum Back-Schicken gemixt mit einem Voran. Back schicken auf Dummys war gänzlich neu und so war ein wenig Geduld gefragt. Ich schickte ihn voran, um ihn danach auf dieselbe Stelle mit einem Back zu schicken. Wir variierten die Abstände zwischen mir, Dale und den Dummys, um ihm das Prinzip zu vermitteln.
Ich habe noch das Bild im Kopf, als ich ihn back schickte und er einfach saß. Er schaute mich an. Ich schaute ihn an. Ich veränderte meine Körperhaltung nicht. Sagte nichts. Und wartete. Ich hatte das Gefühl, dass er gerade noch denkt, aber sich bestimmt gleich umdreht. Und im nächsten Moment tat er es tatsächlich. Ganz ohne auf ihn zugehen, oder nochmals mit den Armen zu wedeln. Das war einfach schön.
Am späten Nachmittag waren wir alle im Hotel zurück. Genug Zeit zum Luft holen, Augenpflege betreiben, eine Runde Duschen. Unsere Hunde waren allesamt müde und ganz entspannte Hotelgäste auf den Zimmern, während wir Menschen noch ins dazugehörige Restaurant gingen und gemeinsam aßen. Der Abend fand ein zeitiges Ende. Frische Luft und das Erlebte machten einfach müde.
Tag 2 - Vormittag
Am Sonntag starteten wir nach dem Frühstück wieder ins Gelände. Zum Ausgleich für den Samstag drehten wir die Startreihenfolge der Teams um. Somit durften Dale und ich direkt als erstes Team loslegen.
Startpunkt X1 in die große Suche (1-3) und zum Memory (4), Startpunkt X2 für die Apporte über Wasser
Dale durfte zu Beginn in eine große Suche starten. Das Gelände war waldig und im hinteren Teil sumpfig und dornig. Es lag einiges Unterholz herum. Er musste sich ordentlich bemühen, fündig zu werden.
Nach dem ersten Dummy sollte ich mit Dale an X1 stehen bleiben und Ines warf eine Markierung. Ich drehte Dale wieder weg und ging zur Unterstützung noch ein paar Schritte vom Weg runter in Richtung Suchengebiet. Ich schickte ihn ein zweites Mal. Ich empfand, dass man ihn denken sah. Suchen? Markierung? Aber er blieb in der Suche.
Plötzlich klangen ein paar Schüsse aus der Umgebung zu uns. Erst einer, dann noch einer. Dale blieb trotzdem in der Suche. Fand Dummy Nr. 2 und brachte es.
Das dritte Dummy war noch mal ein Stück Arbeit. Ich ging mit ihm gemeinsam ein Stück ins Gebiet. Brombeeren und sumpfiger Boden waren eine Herausforderung. Als wir entschieden, dass ein „Ersatzdummy“ in das Suchengebiet befördert wird, wurde Dale fündig. Yeah! Nun durfte er das Memory arbeiten.
Apport über Wasser
Auf den zweiten Teil der Aufgabe freute ich mich besonders. Ich hatte mir gewünscht, dass wir Dale für einen Apport übers Wasser schicken. Eine andere Teilnehmerin ging um das Wasser herum und stellte sich an die Kante. Dort hinten war nur eine kleine Lücke in dem Bewuchs. Für das erste Dummy sollte die Fallstelle direkt an der Wasserkante sein. Ich durfte Dale schicken und er schwamm super aufmerksam. Da er nicht aus dem Wasser aussteigen musste, war die Kehrtwende für den Rückweg im Wasser nicht schwer. Yeah!
Nun folgte noch ein zweiter und letzter Durchgang. Diesmal war die Fallstelle auf dem Wiesenweg. Ich schickte Dale erneut und wie er auf dem Weg war, fielen abermals Schüsse in der Umgebung, in etwa in Verlängerung zur Schwimmrichtung irgendwo an Land. Mir klopfte ein wenig das Herz. Was würde Dale wohl tun? An der anderen Seite angekommen, verließ er das Wasser. Flitzte die wenigen Schritte zum Dummy. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn aber schon den Landweg nach rechts außen ums Wasser herum zurücknehmen. Ich rief ihn. Und was tat er? Er kam zurück ins Wasser und schwamm wieder zu mir! Ich war einfach nur irre glücklich und stolz wie Bolle! Was für ein toller Durchgang am Vormittag.
Nach der Abgabe muss das Wasser aus dem Fell :)
Dale und ich hatten nun Pause. Das war nach der Aufregung auch eine kleine Herausforderung. Das Hundehirn war an und bereit für noch mehr Arbeit. Zeit für einen Spaziergang durch die Feldmark zum Herunterfahren und Hirn-Ausschütteln.
“Frauchen, die brauche meine Hilfe am Wasser.”
Wie gehofft, fiel uns das Warten und vor allem Wahrnehmen und Zuschauen nach dem kleinen Spaziergang wieder leichter. Es folgt eine Mittagspause und danach startete die zweite Runde.
Tag 2 - Nachmittag
Dale und ich beginnen mit einer “Wiederholung” vom Vortag. Voran und Back schicken auf denselben Punkt. Wir variieren die Entfernungen von Dale zu den Dummys und auch die Entfernung zwischen mir und Dale. Er ist aufmerksam dabei und etwas vorwitzig. Thema Abwarten und so. :) Auch nachdem ich seinen selbstständigen Start ins Back einmal abbrechen musste, geht er das nächste Mal wieder raus.
Startpunkt X1 - voran und back schicken. Startpunkt X2 - Suche in neuem Gewässer. Startpunkt X3 - Apport über Wasser
Danach wechseln wir zum Startpunkt X2. An den Rändern des Gewässern waren bereits Dummys platziert. Ich war gespannt, wie Dale den Einstieg nimmt. Die Wasserfläche ist nicht so offen, wie an dem anderen Gewässerteil. Zwischen den Bäumen, die tiefer ins Wasser hingen, war es dunkler. Dale zögerte einen Moment, ehe er die steilere Kante runter ins Wasser nahm. Und dann erarbeitet er sich ein Dummy nach dem anderen. Geschafft. Alle Beute heimgebracht!
Unsere dritte und letzte Arbeit an diesem Tag sollen nochmals zwei Apporte über Wasser werden. Auf dem nachfolgenden Foto habe ich zu einem früheren Zeitpunkt die Perspektive aufgenommen, die uns jetzt erwartet.
Am X steht unsere Helferin hinterm Busch, auch Simon sitzt mit der Kamera bewaffnet hinterm Busch. Nach links kommt die Wartezone mit Hunden und Menschen.
Wir arbeiten aus der entgegengesetzten Richtung zum Vormittag. Das heißt für mich, dass Dale die andere Seite des Gewässers mit dem Ende der Arbeit verknüpft haben könnte. Eben dort, wo wir am Vormittag den Apport beendet hatten. Kommt er mit Dummy zurück zu mir? Nimmt er das Wasser an oder dann doch den Landweg? Links in der Wartezone sind die anderen Teams und rechts sitzt Herrchen hinter dem Busch mit der Kamera. Dem könnte man ja ausnahmsweise auch mal ein Dummy bringen? Wer weiß das schon.
Im ersten Durchgang wird das Dummy wieder sehr nah zur Uferkante geworfen. Ich schickte Dale und es war eine Leichtigkeit für ihn. Er nahm auch den Weg übers Wasser zurück. Für keine Sekunde hat er gezögert. Ich freute mich riesig und ich denke, er hat das auch gemerkt.
Der allerletzte Apport dieses Trainingswochenendes, war ein Dummy über den See an Land, ein gutes Stück weiter weg vom Wasser. Das Dummy fiel. Von der Wasserkante aus geht es auch ein kleines Stück die Wiese hoch. Das Dummy fällt. Ich schicke Dale. Ihm entfleucht ein Tönchen - kein Schrei. Ich kann es verstehen. Liegen doch zwei spannende Tage hinter uns. Er schwamm schnurstracks über den See, kam an der anderen Seite an, kletterte aus dem Wasser und pickte das Dummy!
Auf dem nachfolgenden Foto hat Simon den Moment festgehalten. Das Wasser lief aus seinem Fell. Er schüttelte sich nicht! Keine Zeit!
Meine Anspannung stieg. Was würde er wohl tun? Ich erinnere mich nicht, ob ich noch ein “hier” gerufen habe, oder doch gepfiffen. Dale kam auch dieses Mal durchs Wasser zurück, ohne die Abkürzung über Land zu nehmen! Wie genial und wunderschön ist das?
Der Moment, als Dale aus dem Wasser kommt und das Dummy pickt. Er dreht sich um und kommt durchs Wasser wieder zurück zu mir.
Im Nachgang wünschte ich mir, dass irgendjemand diese Aufgabe gefilmt hätte. Aber so ist das. Wenn es ums Arbeiten geht, sind alle fokussiert und wer denkt da schon ans Dokumentieren. Ich hoffe, dass ich mir diese Momente trotzdem immer wieder in Erinnerung rufen kann.
Nun durften noch die anderen Teams ihre Nachmittags-Aufgaben arbeiten. Für Dale und mich hieß es wieder geduldig sein und warten.
Warten, während ein anderes Team nach uns am kleinen Gewässer eine Suche arbeitet.
Sogar ein wenig Dösen war noch drin. Genau richtig zum Runterfahren bevor wir dann später die Heimfahrt antreten.